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Bum-Bum City

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Bum-Bum City, Feuerwerkskörper, Podest 185cm x 185 cm x 25 cm, 2010 Umweltbundesamt Berlin
Bum-Bum City, Nahansicht
Bum-Bum City, Detail
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Bum-Bum City, Feuerwerkskörper, Podest 185cm x 185 cm x 25 cm, 2010 Umweltbundesamt Berlin
 Bum-Bum City, Nahansicht
 Bum-Bum City, Detail
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In der Ferne leuchtet die Silhouette einer Stadt. Einer grossen modernen Stadt. Ich nähere mich in einer Landeflug Perspektive. Ist es Hongkong, New York oder Sidney, oder eine mir noch völlig unbekannte Stadt ?

Dichte Bebauung auf Planquadraten, skyscrapers, Arenen und Stadien, Industrieschlote, Bürokomplexe, Magazine, Wohnbunker. So kompakt, das es von hier aus gesehen, noch keine Sicht auf eventuelle Zwischenräume, Strassen oder Menschen zulässt.

Nun bin ich so nah, das ich die Beschriftung der „Gebäude“ lesen kann.

Atlantis 100, power box, Bellevue, twin-tower ist zu lesen Enterprise, Uranus, aber auch sky hawk, devils cake, dragon fire und Kaliber 240y. Die Bezeichnungen könnten auf die Funktionen der Gebäude hinweisen, jedoch eher der einer Sciencefiction Stadt, welche sich seiner potenten, einfallsreich benannten, Waffenarsenale brüstet.
Eine kriegerische, feindliche Stadt ?

„Es gibt keinen Ort der Welt, der nicht von semiotischen Hinweisen geprägt wäre“ schrieb der Philosoph Roland Barthes in seinem Buch „Mythen des Alltags“.

Geht man mit dieser Weltanschauung durch die Stadt, wird jegliches Material zu Zeichenträgern.

Seit Jahren beschäftige ich mich mit den Zeichen meiner Umwelt, den „Vermusterungen“ des psychischen Innenlebens, sowie mit der Untersuchung des kausal – assoziierten Sehens und Denkens.

Zwei Jahre hintereinander habe ich am 1 Januar um 8.00 Uhr morgens in menschenleeren Strassen und auf Plätzen die verfeuerten Reste der Silvesternacht gesammelt.

Zuerst war es ein „Stadion“, dem ich am Strassenrand begegnete. Gezündet, für eine Minute in leuchtender Aktion, ausgebrannt, abgebrannt.

Arrangiert zu dem, was ich als Bild einer modernen Weltstadt in meiner Erinnerung abgespeichert habe, ist diese Stadt auf der Fläche eines niedrigen Tisches „gewachsen“.


Die Reste einer Feuerwerksnacht, die Energie, die darin steckte, die aufsteigenden Raketen, die Lichtkaskaden am nächtlichen Himmel, die zigfachen Feuerwehreinsätze, dies alles ist vorbei. Neben Kopfschmerzen ist es das, was nach dem grossen Jahresendknall übrig bleibt : Massen von verkohlten, nach Schwarzpulver und Schwefel riechenden architektonischen Formen aus Papier gepresst – Bum Bum City